Sonntag, 20. Juli 2025

AM SUND. Teil 1



Am Wasser ergibt sich wie selbstverständlich eine Ebene. Lineare Schlichtheit, gleichförmige Fläche oder einfach nur oberflächliche Stille. Ein Vierer mit Steuermann nutzt diese Klarheit. Hier am Sund lösen sich alle Details in Luft auf. Zwangsläufig endet jeder noch so wichtige Weg ... selbst wenn er sich über einen Anleger noch einmal wichtig zu machen versucht. Ein Gleitschirm mit Motor zerbricht kurzweilig die Dichte der Ruhe. Von dort oben lässt es sich gut auf alles andere pfeifen. Es gehörte schon immer etwas Mut dazu. Größtmöglicher Abstand zum Irdischen erhöht das Risiko für vollendete Tatsachen oder endgültige Urteile. Mit dem Daumen spiele ich die maximale Boshaftigkeit von Stiefvater Schicksal aus und zerquetsche die quirlige Ameise neben mir. Das schreibe ich etwas verschämt.

Zurück zur See: Leise wellt sich ihre Haut. Zaghaft streichelt sie das karge Ufer. Weitaus stürmischer kippe ich mir das Bier aus der Dose in den weit aufgerissenen Schlund. Feuerrotes Himmelreich schwärmt von Gott und Unendlichkeit. Jetzt bin ich kurz davor, einmal wieder darauf hereinzufallen. In all meiner Naivität suche ich für jede Fragestellung die kürzeste Antwort. Fast schon vorwurfsvoll nimmt sich dazu die Häme der Lachmöwen aus. Eine Schrotflinte habe ich wie immer nur in meiner Fantasie zur Hand. Hin und wieder genügt das zur Linderung kleinster Blessuren. Und dann ist das Leben wieder schön. Wie die neugierige Schwanenmutter mit ihren zwei Jungen ... die lassen sich auch nicht so einfach mit einem Daumendruck zerquetschen. Wissen sie was ich meine?

Jedenfalls ergeben sich eine Menge Gedanken am scheinheiligem Sund. Hier in der Bucht verfangen sich die Verstrickungen und entblößen ihre Herrlichkeit. Eine Gitarre winselt vom anderen Ufer herüber - schiebt sich aufdringlich in allerlei Wirres und fordert meine Geduld heraus. Reiflich überlegte Gnade walten lassen gelingt in friedlichen Umgebungen mal mehr mal weniger gut. Ein innerer Frieden möchte ungestört bleiben. Das Wasser vor mir geht in die Tiefe und kümmert sich um keinerlei Belange. Eine solche Souveränität gehört verdammt oder besungen zu werden. Vielleicht ist das ja auch die Intention des Spielers mit seinem Instrument? Für die Beantwortung dieser Frage fühle ich mich augenblicklich nicht mehr zuständig.

Die Schrotflinte muss her.

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