„Unsere Väter“ - so stand es geschrieben, ganz groß an der breiten Tafel, mit weißer Schulkreide in perfekt geschwungener Handschrift. Darunter etwas kleiner: „Beschreibe dazu einen unwiderruflichen Gedanken in einem Satz.“ Janina starrte in die Leere des gerade begonnenen Tages. Was für ein Müll! Sie hasste diese esoterische weichgespülte Ethik-Lehrerin abgrundtief. Draußen lärmten dreckige Spatzen - und sie hatte jetzt augenblicklich unfassbaren Appetit auf Bubble Tee mit süßlichen Aromen von Mango und Vanille. Aus ihren frisch rasierten Achseln kroch pubertärer Geruch von frisch geronnenem Schweiß. Das Deodorant lag unterm Spiegelregal im Badezimmer. Dort lag es gut. Ihre Banknachbarin malte stupide Karos aus. Schule wurde für Janina so zäh und durchwachsen wie billiges sehniges Fleisch. Sie saß auf ihrem blauem Plastikstuhl und dachte ungewollt an Papa. Wie sollte sie diesen peinlichen Menschen in einem Satz zusammenfassen? Was sollte das alles, was ging das diese dämliche Kuh von Lehrerin überhaupt an? Immer diese Psycho-Spiele, Leben und leben lassen, Moral, Hausordnung, Regeln und Prinzipien! Es geht um verpfuschte Vergangenheit und natürlich um die Gestaltung unserer düsteren Zukunft! Janina kam es dermaßen hoch. Sie wollte einfach nur raus aus diesem dumpfen Knast mit all den pädagogischen Aufsehern, dem verklebten Geruch nach der feuchten Fäulnis ungewaschener Schwämme, diesem ewigen Kreidestaub und immergrünen Zimmerpflanzen, Geschrei, Poltern, schrillem Geklingel - weg - weg - weg ...
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