Der Schwarze Mann
Mein Weg durch die ausufernde Weite der winterlichen Felder wurde stets begleitet von den Geschwistern Ruhe und Einsamkeit. Sie waren und sind mir die liebsten Gefährten zwischen den grob gezeichneten Furchen der Äcker, vorbei an den traurig hängenden Köpfen der altersmüden Brennnessel sowie den grob gebürsteten Büscheln des Grases. Doch heute erschrak ich mich fürchterlich ... keine dreihundert Meter hinter mir lief eine seltsame Gestalt ganz in tiefstem Schwarz gekleidet. Sie hielt stetig Schritt - verlangsamte und beschleunigte je nach Bedarf und der Abstand zwischen uns veränderte sich dadurch kaum merklich. Egal was ich tat, egal welchen Weg ich einschlug ... der dunkle Lodenmantel meines Verfolgers blieb mir hartnäckig auf den Fersen. Es konnte sich um keinen Zufall mehr handeln: beim Versuch die unerklärlichsten Trampelpfade entlang zu hasten, mich zu drehen und zu wenden - der Schwarze Mann tat es mir nach! Ein letzter Ausweg wäre die offene Konfrontation, das Entgegengehen - doch dies schien mir unmöglich. In mir kauerte eine naive furchtbare Angst. Sie steigerte sich zunehmend in eine Art Wahnwitz ... halb tippelnd, fast stolpernd verfiel ich ins Rennen und die verschwimmenden Ränder der krummen Wege flossen immer schneller an mir vorbei. Aufgrund einer leichten Krümmung verlor ich meine Furcht kurzzeitig aus den Augen - nur um an der nächsten längeren Geraden wieder festzustellen: Der Schwarze Mann lief weiterhin in meiner Spur! So stolperte, hinkte, wankte, sprang und schritt ich weiter und weiter ... vorbei an den gekürzten Weiden, den morschen Obstbäumen, einer verlassenen Koppel - und ließ mich urplötzlich in das tiefste undurchdringlichste Dickicht fallen. Blieb liegen, schloss ganz fest die Augen und ballte dabei eisern beide Fäuste. Mir war, als ginge der Schwarze Mann vorüber, als wäre er vorbei und verlöre sich hinter dem Nichts aus unendlicher Weite. Mit allem was mein Körper hergab, grub ich mich in das alte faulige Laub unter einem fast blickdichten Gebüsch. Der modrige Boden atmete, gleichmäßig wie feucht, tief ein und aus ...

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