Der Film hat mich wirklich sehr berührt. Es flossen Tränen auf meine klebrigen Hände (Popcorn!). So schnell konnte man mich berühren! Das stimmte mich auf eine seltsame Art zufrieden. Mein Herz funktionierte noch. Das Mitleid lag nach wie vor bereit. Weinen tut etwas weh - hat aber einen wohligen Nachgeschmack. Danach kann ich immer gut einschlafen.
Im befleckten Kinosessel verharrte ich noch lange nach dem Drama. Der Saal war längst hell und hatte sich sehr schnell geleert. Eine junge Frau begann die Reihen zu kehren. Kein Seitenblick würdigte mein Dasein. Pflichtbewusst und unter zeitlichem Druck wurden die Snack-Reste eingesammelt und in einem riesigen blauem Sack entsorgt. Überlegungen klammerten sich fest.
Mich rühren unerwartete Versöhnungen. Wenn der Glaube stärker ist als Zweifel, die Liebe den Hass besiegt, der Frieden einen Krieg ablösen kann oder eine Trennung langsam vernarbt. Dann schaufeln sich meine aufgeregten Hände ins Popcorn und ich starre voller Glück und wässriger Augen auf die phantasierende Leinwand.
Jetzt muss ich los. Raus auf den dunklen Boulevard und hinein in schale Realitäten. Es nutzt ja nichts. Die wenigen Menschen verlieren sich in der Stille des Abends. In meinem Kopf summt noch die Filmmusik, letzte Takte um das ganz große Gefühl. Es ist gar nicht so einfach ein neues Ziel zu formulieren. Gutes Kino lässt mich hinterher oft sehr allein.
Die Bank am Denkmal ist noch unbesetzt. Oder ich nehme die Steintreppe am Rathaus. Zeit liegt haufenweise herum ... gähnende Leere auf einem gedeckten Tisch ist wie ein Spiegelbild eines Zustandes. Es ist alles da - und trotzdem fehlt es an vielem. Eine kurze Sekunde überlege ich, den Film ein zweites Mal zu schauen. Ein Suhlen in der Irritation ist jedoch wie Rückwärts laufen.
Eine ganz besondere Heftigkeit meiner Sehnsucht bezieht sich auf die liebevolle Verschmelzung von Menschen. Die Kindheit fordert solche erzwungenen Vereinigungen oft ein - wohl wissend, das das Gegenteil nur Unheil mit sich bringt. Der Regisseur hat sich dieser naiven Logik verschrieben und die Liebe bis ins Unendliche glorifiziert. Er traut sich was.
Aber was soll ich mit dem Streifen nun anfangen? Knapp zwei Stunden im abgedunkelten Theater zwischen meinen Tränen und der klebrigen Süße von aufgeploppten Maiskörnern? An den riesigen Schaufensterscheiben überprüfe ich meine Körperhaltung, meinen zögerlichen Gang und das ernste Gesicht. Sonntagabend im März - und mit lauter Unsinn im Kopf.
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