Dienstag, 20. Mai 2025

TRAURIGE NACHT.



Er knirschte plötzlich mit den Zähnen. Sie lag noch lange danach wach. Die einzigen Geräusche im Haus bestanden aus dem ungleichmäßigen Brummen der Kühltruhe und einem eher zufälligen Knacken der Zentralheizung. Ansonsten sorgte ein brutal heller Mond für bleierne Stille. Peter begann zu träumen. Er redete - daran konnte sie es erkennen. Das meiste davon war ein schnarrendes, unkenntliches Geräusch mit einzelnen Worten oder Wortgruppen. Es klang aufgebracht. Peter schien sich in seinen Fantasien in irgendeine Sache zu verwickeln. Mitunter rief er etwas in die Leere des Schlafzimmers. Sie kannte ihn jetzt seit über dreißig Jahren. Hin und her wälzend kam Peter in Fahrt. Es entwickelte sich eine Art Dominanz. Immer schien es so, als sei er am Steuer seiner Träume. Es gab jede Menge zu tun. In dieser Nacht deutete zunächst nichts auf seinen Tod hin. Er kam letztlich auch für sie sehr überraschend und so ließ sie ihn bis zum nächsten Morgen neben sich liegen. Lautlos rannen ihr die Tränen in kleinen feinen Bächlein herab. So, das war es also. Eines Tages sollte es ja immer schon sein, eines lieben Momentes würden sich ihre Wege trennen. Aber nun? Nach dieser Nacht? Sie hatten sich geliebt und spürten dabei noch immer die Reste von Glut, diese tief verborgene und leicht abstrahlende Wärme ... ein einziger Luftzug genügte um ein Aufleuchten zu erzeugen. Peter war ein Patriot im Bett. Er wusste immer worauf es einer Frau ankam - nahm sich nicht wichtig und wusste wann es genug war. Dafür liebte sie ihn. Die Starre setzte ein. Der Mond versteckte sich feige. Sie ging die Beerdigung durch. Sie nahm einen ersten vorsichtigen Schluck des Kummers, schmeckte bereits den Hieb der Trauer. Vorsichtig legte sie ihren Kopf ein aller letztes Mal auf seine leicht behaarte Schulter. Er bewegte sich. Das ging von ihr aus. Sie band in Gedanken einen riesigen Strauß bunter Feldblumen.

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