Dienstag, 25. März 2025

Himmel und Erde.



Zwischen Himmel und Erde liegt das alte Leben und dauert weiterhin an. Selbstgespräche zementieren meinen etwas verrückt gewordenen Alltag. Gestern habe ich gleich vier Bücher von vier verschiedenen Autoren gelesen: Alexandre Dumas, John Fante, Gerhart Hauptmann und Thomas Strittmatter. Jesus Christus und Maria von Magdala! Jetzt stehe ich mir nun schon so nahe, dass ich das Brot mit mir selber teile! Schleudere mir eine mit der flachen ausgestreckten Hand! Es reicht.

Auf die alten Jahre gebe ich nichts mehr auf Freundschaften oder gar Versprechen. Der Wahnsinn sitzt mir im Nacken und treibt mich vor sich her. Die Funktionalität ist aber gewährleistet. Ein plötzlicher Kurzschluss kann ausgeschlossen werden. Der Konditionierung sei auf ewig dank. Aber ein Leben im eigentlichen Sinn ist das nicht mehr. Aber es soll keine Klage daraus entstehen - dafür bin ich dann doch wieder zu fett und zufrieden. Es reicht für keinerlei Reklamation. Einmal gekauft und vom Umtausch ausgeschlossen. Nach dem Abendessen leere ich zwei Sektflaschen und feiere dabei meine unendliche Geduld mit den geforderten Ansprüchen. Der Vertrag wird meinerseits mit eisernem Willen stets zur rechten Zeit erfüllt. Hin und wieder ein kleinerer Ausbruch der Gefühle, ein kurzes Wanken oder schlichtes Schlucken - der Kämpfer in mir nimmt die offene Amputation demütig als Gegebenheit des Schicksals. Zum Teufel mit den Henkern!

Das sage ich wie es ist: Ein Abrieb wird dauerhaft die Dinge schwinden lassen! So geht jeder eines Tages seiner Wege. Wie der schmierige Typ mit seinem Katapult von einem Sportwagen ... Bäääm ... unter dem vor ihm scharf abbremsenden Betonmischer ins Stauende geschlittert und kurzerhand enthauptet ... der reißt morgen keinem mehr den Arsch auf! Darf das ein Trost im Sinne von Gerechtigkeit sein? Solange Kinder auf der Krebsstation nur die Wahl der Qual haben, dürfte eine gerechte Strafe für immer eine Illusion bleiben. Der Versuch mir selbst am Arsch zu lecken misslingt völlig.

Freitag, 21. März 2025

Überleben.



Es gab kaum Überlebende. Nur ekelhaft gierige Fliegen auf stinkender Körperflüssigkeit und eine gute Handvoll tiefenentspannter Maden. Alle Vorhänge, silbern glänzendes Tuch, waren fein säuberlich zu gezogen. Die Scharniere der neu eingebauten Fenster fest und luftdicht verschlossen. An den Wänden hingen Bilder. Bilder zeigen etwas von Bedeutung - wenigstens für den, der sie mit zielgerichtetem Hammer und einem schmalen Nagel angebracht hat. Darüber lässt sich abfällig die Nase rümpfen oder gedankenverloren in Kummer ausbrechen. Die Bilder sind immer auch ein Zustand der Seele, offenbaren Sehnsüchte, erinnern an bessere Tage, möchten etwas ausrufen oder sich präsentieren. Es waren jedenfalls sehr viele und mein Blick strich über die Oberflächen, erfasste alle möglichen Informationen, Inhalte und Botschaften. Sie waren ein allerletzter Ausdruck dessen, was man unter der Kategorie Lebendigkeit verorten konnte.


Auf der Anrichte lagen ungekochte Eier und zwei Tütensuppen. In der Kaffeetasse zierte sich ein schmächtiger Rand um das Innere des Porzellans. An einer vorstehenden Trennwand auch wieder Bilder und vereinzelte Notizen. Jedes Motiv, jede Nachricht hatte etwas Verlorenes. Plötzlich verschwand der Wert in verschlungenen Wegen, jede Form von Interpretation konnte jetzt ganz individuell gestaltet werden und hatte nichts mehr mit den eigentlichen Ersteller zu tun. Neben dem kostbaren Leben schwanden nun auch sämtliche Bedeutungen. Die Reinigungskraft verschwand hinter einer chemischen Wand weißlichen Sprühnebels und arbeitete sich Meter für Meter durch die seelenlose Wohnung. Es stellt sich ja immer wieder ein und dieselbe Frage: Was bleibt? Und wem nützt das? Vielleicht sogar ein Denkmal, der wacklige Grabstein, die Niederschriften und sonstigen Vermächtnisse? Das Stechen im Herzen? Die andauernde Verstimmung im Kopf oder das Würgen durch Unruhen im nervös gewordenen Magen? Die Liebe zu einem Menschen kann zur Marter werden!

Mittwoch, 19. März 2025

0:12:56


In die aller größte Stille hinein, ins unbegreiflich Stumme, scheinbar ohne jegliche Bewegung und letztlich wie vakuumverpackt ... lärmt ein Gedanke nach dem anderen wie das brutale Rauschen eines Wasserfalles und detoniert massiv, ja furchtbar zerstörerisch in einem Kopf aus aller feinstem Porzellan. Der Körper des Jungen liegt lang und ausgestreckt auf dem wild gemusterten Laken - beide Arme lagern gleichmäßig an den Seiten und die Füße stehen leicht seitlich ab. Zwei blaugraue Augen starren ohne jegliche Anstrengung in ein warmes Schwarz, eine völlige Dunkelheit die die Nacht gerade frisch aufgetragen hat. Ein glückliches Kind - wenn da nicht die Einwürfe aus dem Kopf wären, die stetigen Tropfen der Sorgen und Kümmernisse, lauter und lauter werdend bis sie ihn schließlich schreien ließen.

Die Stille ist ein friedlicher oder ein verfluchter Ort. Sie nimmt sich das Recht heraus, über unsere Köpfe hinweg zu bestimmen. Mit fast schon gnadenloser Willkür zerbricht sie einen Laut nach dem anderen, erstickt den Klang oder lässt eine liebevolle Formulierung einfach so erstarren. Das Schweigen ist nicht zum aushalten. Das Menschenkind auf dem Bett vermag keine Entscheidung mehr zu treffen, gut und böse verschwimmen ineinander und sorgen für eine kunterbunte Verwirrung. Wenn alle Sinne stimmen, wenn sie miteinander harmonieren und die Fülle an Eindrücken transportabel auf den Weg schicken, kann das zum Ritterschlag werden oder eben auch ein Todesurteil bedeuten. In diesem Zusammenhang lässt sich die Stille als ein neutraler zurückhaltender Ort erweisen. Auf der Stelle zu stehen lässt die Zeit in Ruhe und schließlich schlafe ich endlich wieder ein.

Freitag, 7. März 2025

Seltene Erden.

 


Die alte Zeitung in meinen müden Händen legt ein Zeugnis ab. Meine Gedanken zu dem gerade Gelesenem falte ich sorgfältig zusammen und verstaue sie schließlich in den dunklen Kammern meines Gedächtnisses. Danach bin ich erst einmal sehr lange traurig und wohl auch etwas ratlos. Mit den Schultern fortwährend zuckend verlasse ich das Haus und trete in die feuchte kühle Märznacht. Rechts und links vom Gehweg flankiert mich die unsichtbare Mühsal und quetscht sich fordernd in meine bröckelnden Glieder. Eine angefahrene Stadttaube hebt und senkt ihren gebrochenen Flügel. In einer verwesenden Katze am Bordstein tummeln sich Maden. Ein Regen setzt sich in Gang und wischt sinnentleert den Dreck von links nach rechts. All das ergibt keinen Sinn. Da kommen die Gedanken wieder, Abwägungen und inneren Tiraden. Was für ein Durcheinander! Höchst selbst verpasse ich mir eine derbe Kopfnuss. Das schmerzt gleichermaßen auf dem Schädel und in den Fingern. Mir blieb mal wieder nichts anderes übrig. 

Samstag, 1. März 2025

Hallo.

 


Mein Name ist Peter und meiner Meinung nach findet auch ein blindes Huhn einmal ein Korn. Denn ich habe die Weisheit mit Löffeln gefressen! Auf meinem Grabstein werde ich meinen Namen, mein Lieblingslied, mein Lieblingsessen, meine Hobbys, mein Lieblingsbuch und meine Freunde eingravieren lassen. Unter die Erde nehme ich eine Tasse mit. Für mich wird es ein Leben nach dem Tod geben und die Tasse werde ich in meinem zweiten Leben als Beweisstück parat halten. Solltet ihr also mal einen Hirsch mit einer Tasse im Geweih baumeln sehen ... Ist nur ein Spaß! 

Betrachtet mal das bunte Bild. Ganz schön durcheinander gepinselt! Hätte ich das damals so meinem Kunstlehrer vorgelegt ... der hätte mich persönlich zur Schulpsychologin gebracht. Mit Uwe streite ich immer über Kunst. Uwe ist ein ehemaliger Arbeitskollege von mir. Er meint, dass Kunst rein egoistisch betrachtet werden muss. Jeder kocht aus dem Gesehenen seine eigene Gedankensuppe. Und niemand schaut dem Künstler ins Hirn. Uwe ist dumm! Er macht sich auch nichts aus Garnelen. Aller zwei Jahre least er sich ein anderes Auto ... wegen der Abwechslung und gegen die Langeweile.

Das obige Bild verrät mehr oder weniger. Je länger ich darauf schaue umso bunter wird es mir. Dann werde ich unruhig und vergesse die Zeit. Gestern sah ich in all dem Durcheinander unsere geliebte Erde wieder ... ja doch! Das könnte die Erde in abstrakter Form sein! Und je nach Stimmungslage des Betrachters empfiehlt sich Trauer oder Glück als Gefühl. Die Blautöne sehen sehr frisch aus, das erdige Braun in allen Facetten könnte auch geronnenes Blut sein. Blaues Wasser und der ganz große Aderlass ... Mir wird schon wieder schlecht. Manchmal fehlt mir Uwes Pragmatismus.

Tschüss!