Donnerstag, 1. Mai 2025

IRRSINN



Keinerlei Winter, fehlende Kälte. Die Vögel sind verwirrt. Der Wind bricht einem alten Baum den kranken Arm. Ein kleiner Bach würgt an alten Getränkebechern. Säuerlicher Regen fällt wie in Zeitlupe auf die geknickten Köpfe magersüchtiger Pflanzen. Im Land des Irrsinns ist Fasching. Es fallen Schüsse. Schreckliche Kriegsbemalungen sorgen für Angst unter der Bevölkerung. Auf den Regalen liegt fester Staub. Das Geld ist alle. Niemand glaubt mehr, keiner hofft - von der Liebe nichts zu sehen. WELTUNTERGANGSSTIMMUNG steht in riesigen Lettern auf den höchsten Häusern der Stadt. Ein alter Angler sitzt tot in seinem Campingstuhl. Der Tischler rammt sich den Hobel tief ins Gelenk. Vollbesetzte Busse fliegen kopfüber von hängenden Brücken. Eine Welle aus Stahl, Müll, Altglas und stinkenden Verpackungen rast rollend durch das schwer verwundete Land. Viele tausend Neugeborene hocken mit langen Fernbedienungen vor dem TV und starren erschrocken in ihre Zukunft. Eine überfällige Operation fällt der Raucherpause zum Opfer. Es gibt eine Milliarde Pflegedienste. Über den Wolken hat sich eine übliche Zimmerdecke gebildet. Der Wahnsinn rennt in einem viel zu kleinem Slip und Jesuslatschen durch den verwelkten Sauerampfer. Stupide klirren Gläser und in einer Art Endlosschleife prostet sich der Mensch ein gutes Gefühl zu. Jeder hat mehrere Orden direkt in der Haut stecken. Verdienste für das Land der Väter und Mütter. Ein Kalender zählt rückwärts die letzten Tage der Welt. 12 Jahreszeiten in vier Monaten bringen die Natur zur Weißglut. Der Irrsinn und der Unfug schleudern sich zu alter Frische - im Waschsalon brennt noch Licht.

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