Mittwoch, 7. Mai 2025

JUNGE



Der kleine Junge war so schnell wie der Wind! Er fegte einem Sturm gleich durch die riesigen Straßen der abgehalfterten Stadt. Es war ein glückliches Kind, rundum mit sich und der Welt zufrieden - eingebettet in federleichter Geborgenheit konnte er jedes Hindernis mit einer unglaublichen Leichtigkeit überspringen. Sein Name war Peter. Schmale Schultern, strohblondes Haar, stechend blaue Augen, wohlig gebräunte Haut, schmächtiger Brustkorb und muskulöse Beine. Immer hatte er irgendetwas vor. Mit Sandalen aus reinem Leder flog Peter von einem Ort zum nächsten, auf einem alten Damenrad mit nur einer Pedale donnerte er blitzartig zu seinen Großeltern oder zum Brötchen holen in die Mittelstraße. Die dünnen pusteblumenhaften Haare standen zu Berge, seine Wadenmuskulatur arbeitete wie ein kleine Fabrik. Er grüße den riesigen Pfarrer, die dicke Frau Kamm hinter der Käsetheke, den Busfahrer Uwe, die klapperdürre Apothekerin Frau Sand, ein ihm bisher unbekanntes Mädchen mit zwei großen Affenschaukeln im Haar, den Polizeimann Herrn Schelle, die Zwillinge Elisabeth und Irma Kuhfleck, die dralle Tochter vom Herrn Bürgermeister, den Fischer Gerd Kalicek und eine kleinere Gruppe Krippenkinder in einem größeren Handwagen. Er grüßte immer alle! Freundlich und fröhlich wie er nun einmal war. Viele Ideen wirbelten in dem etwas zu groß geratenem Kopf, abenteuerlich - ja, aber nie allzu gefährlich. Seine Mutter sollte keinen Kummer ertragen müssen. Oft sah man ihn an einem Bootshaus sitzen, auf einem schiefen Steg und endlos Selbstgespräche führen. Wer ihn dabei nur hörte, glaubte an eine größere Ansammlung von Kindern. Aber hinter der Weide sinnierte nur der Peter und starrte den Plötzen, Barschen und Rotfedern hinterher. Eine feine Linie aus dünnstem Nebel lag über dem milde duftendem See. Die große weite Welt reichte exakt von einem Arm zum anderen. 

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