Samstag, 13. September 2025

TOD EINES IGELS.



Mein scheuer Blick fällt eher zufällig auf die holprige, mit uralten Feldsteinen gepflasterte Dorfstraße und sieht dort einen schwer verletzten Igel mit halb aufgerauchter Kippe im Mundwinkel. Ich eile zu ihm, streichle behutsam die flachen Stacheln und spreche ihn leise an. Wie es ihm gehe. Ob ich ihm helfen könne.

„Es ist vorbei“ nuschelte der Kleine mit dem Teil seiner Schnauze, welche die Zigarette nicht eingeklemmt hielt. Der Rauch einer würzig-aromatischen NIL zog mir mitten ins Gesicht.
Das soll es nun also gewesen sein. An einem Sonntag im April, auf offener Straße von den Winterreifen eines bulligen LAND ROVERS touchiert, der Unterleib flach wie eine Flunder und der Rest auch nicht gerade vom Glück besudelt.
So sprach der Igel schließlich: „Lass mich diesen Stumpen noch aufrauchen, bringe mir dann eine Sonnenbrille gegen das grelle Mittagslicht und fahr mich mit deiner Rostlaube von Auto zu Gottes linker Seite“!

Kaum das der Winter verging und der Frühling heran getaumelt war, kaum dass der erste Igel aus altem Herbstlaub heraus zu neuem Leben erwachte, fuhr ich also mit meinem zwanzig Jahre altem RENAULT 19 über das schwächliche Herz selbigen Tieres. Zweimal ruckelte es unter den Rädern, die Brille knirschte auffallend laut ... Mir blieb schließlich nichts anderes übrig. Hoffentlich verstehen sie das alle!

Ganz behutsam schloss ich die Fahrertür und trat mit vier großen Schritten auf den leblosen Haufen zu. Die kleineren Stacheln hatten sich wieder aufgerichtet und bewegten sich zärtlich in der noch kühlen Luft. Die NIL rauchte noch schwächlich - genauso breit gequetscht wie sein mittlerweile stiller Genießer. Schließlich fuhr ich vorsichtig mit dem Eiskratzer aus meinem KFZ unter diesen abgeflachten Rundling und klaubte ihn damit vom Stein. Mit fließendem Schwung warf ich das Häufchen Elend in die bereit stehende Restmülltonne meiner drallen Nachbarin. Plötzlich, kurz bevor die graue Klappe zugeschlagen war, hörte ich leise die letzten Worte meines kleinen Freundes ... „Thanks“!

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