Wenn ich mich nicht hätte ... den Juckreiz ... das Überdenken ... die monoton geführten Selbstgespräche ... vulgäre Zwiesprache ... das ewige Rechnen bis zu einem theoretischen Ende ... Stolpern, Stürzen, Liegen und Schlafen ... konkret nicht bis zu Ende gedachte Planspiele - um alle möglichen Ecken gedacht und letztlich alles als Müll verworfen ... ja, wenn ich mich selbst nicht hätte!
Peter rollte sich einen Hügel herunter und jubelte dabei wie ein kleiner Junge der aus dem Stubenarrest entlassen wurde. Rollte und rollte über Grasbüschel, Moose, Gestein und frisch aufgeworfene Hügel vom Maulwurf. Mutter nannte ihn einen Naturburschen. Mutter wusste immer Bescheid. Sie kannte jede Trauerfalte. Wie liebevoll sie ihm immer durchs Haupthaar ging und jeden wirren Gedanken ihres wunderlichen Sohnes bereits analysiert hatte. Peter genoss ihren Trost.
Wenn ich mich nicht hätte ... im Duett und Gleichschritt ... die selben Lieder singend ... immer ängstlich ... oft selbstmitleidig ... Regen und Nebel vergötternd ... Stille wie Ruhe als Minimum an Existenz einfordernd oder laut schreiend die Nacht zerfleischen ... ich zähle mich selber an ... ich rechne mir alles hoch an oder bin mein eigener Richter ... lauter so ein Unfug den niemand versteht.
Peter rollte immer weiter und schneller einer Senke entgegen. Er überschlug sich halsbrecherisch - hin und wieder knackte sein Gerüst aus Knochen. In einem alten gebrechlichem Hagebutten-Strauch blieb er schließlich stecken und lachte laut schallend über das Bild was er abgab. Mutter hätte das genossen. Ihr lag etwas an einer glücklichen Kindheit. Sie war so warm ums Herz und wusste doch nur einen dümmlichen Umgang mit der Liebe. Die Dreckskerle von Männern nutzen das allesamt aus. Ihre Tränen trockneten schließlich auf Peters Strickpullover.
Wenn ich mich nicht hätte ... könnte es einsam werden. Ich bin mir selbst am nächsten. Ich liebe mich mehr als mich selbst! Verstehen sie das? Nein? Mein eigener Irrsinn sitzt mit mir an einer leeren Bar und prostet ausdauernd in schlecht abgewischte Spiegel. Es funktioniert. Jeder meiner Gedanken bildet einen Knoten und schlingt sich um sich selbst. Alles hält und scheint fest gezogen. So könnte es gehen.
Peter scheint ohne seine Mutter auf verlorenem Posten. Er vermittelt mir diesen Eindruck.

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