Die sitzen viel zu oft und viel zu traurig auf viel zu großen Garnituren. Alte Männer. Manchmal gelingt es ihnen tagelang gar nicht, sich aus dieser schwermütigen Haltung zu befreien. Dann wiederum stehen sie vor viel zu ehrlichen Spiegeln und sehen all das offenkundige Grau, die feinen Furchen und bräunliche Flecken. Sie hören wie ihr müdes schwaches Herz verzweifelt um Beachtung klopft und es entgeht ihnen nicht, dass der eigene Mundgeruch wahrscheinlich schon wieder der Schlimmste zu sein scheint. Eine angenehme Situation ist das nicht und so kommt es wohl auch dazu, dass allerlei Salben, Medikamente, Duftwässerchen sowie spezielle Zahnpasten die sanitären Ablagen zieren. Alte Männer retuschieren sich mittlerweile sehr verzweifelt. Es ist auch ein Jammer, sie beim Gehen oder Treppensteigen zu sehen - die Leichtigkeit ist einfach dahin und fast scheint es so, als gäbe die Erdanziehungskraft ihre Boshaftigkeit einfach so her. Diese Mannsbilder werden kaum noch beachtet - weder von zuckersüßen Studentinnen noch von drallen Verkäuferinnen. Stattdessen entsteht eine lustlose Leere, ein andauerndes Darben und Bedauern. Das Lecken von Wunden wird dabei eine Art Spezial-Hobby und so betonen die vielen alten Männer auch in einer Tour, dass sie sich in einer schrecklichen Midlife-Crises befänden. Was für eine Bezeichnung! Klanglich noch sehr harmonisch-englisch und vielleicht sogar modern, letztlich aber nur die flackernde Leuchtschrift über einem Fluchtweg. Alte Männer tragen ihr Selbstmitleid wie einen langen und sehr gepflegten Mantel mit sich herum. Urplötzlich kaufen und ersteigern sich diese Traurigen scheinbare tröstliche Erinnerungen an bessere Tage ... Modellautos, Oldtimer, Füllfederhalter, Turnschuhe, Parfüm, Schallplatten und weiß der Geier was diese Wehleidigen noch so alles für ihre Streicheleinheiten benötigen.
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