Freitag, 11. Juli 2025

DER MANN INTERESSIERT MICH!



Der Mann interessiert mich. Die hohe Stirn wirkt wie die ausladende Dünung einer dieser dämonischen Wüsten und endet erst auf der Rückseite eines verbeulten Schädels - beide weit heraus getretenen Augäpfel trennen geradezu Welten und zwischen dieser immensen Fläche wächst ihm dann dieser zertrümmerte Riecher bis zum struppig grauem Oberlippenbart. Alles an diesem verschobenen schiefen Gesicht erinnert an die Neandertaler und mag arglose Kinder durchaus mit einem grausamen Schrecken zu verstören.

Mein Verdacht fällt wie ein schweres Schwert auf diese fragwürdige Person. Unter blassen langen Fingernägeln trocknet noch das Blut - geronnen von der Zeit die nichts verzeihen wird. Hier liegt etwas im Argen. Unter der Lupe meiner Aufmerksamkeit vergrößern sich grausame Indizien. Noch quert ein letzter Schrei die stille Kreuzung am alten Garnwerk. Hinter fürchterlichen Wolken walkt der kahle Mond über die Mauern einer stummen Stadt. Unter meinem schweren Mantelwerk hebt sich ein untrügliches Misstrauen gegen diesen Mann.

Vertrackt erscheint die Enge meiner Beweislage - alles spricht für eine unmittelbar bevorstehende Festnahme! Zigaretten wippen in meinem Mundwinkel wie Staffelstäbe auf Spartakiaden. Zugriff unter geschicktem Vorwand oder direkte Konfrontation mit heißen Läufen und brennenden Bohnen? Der Richter wäscht seine Robe bei milden Temperaturen, sein Urteil wird weitaus härter ausfallen. Auf leisen Sohlen dem Täter an den Fersen. Mein Blick gleicht dem des Tigers. Es gibt kein Entrinnen für die Beute meiner fieberhaften Ermittlungen.

Wie dem auch sei ... lange Rede und kurzer Sinn ... die Spur verlief im Sand, das Objekt meiner kriminalistischen Begierde löste sich im Nebel der untreuen Stadt einfach so auf! Die Steifheit des Mantelkragens ist machtlos gegen die Wut meines Stiernackens, Zentimeter fehlten, Sekunden nur ... Glastüren schepperten in ihren Angeln als ich die Nachricht meines Misserfolges an meinen Vorgesetzten übermittelt hatte. Im kleinsten Detail lösen sich die winzigen Elemente wie das Brausepulver im Wasserglas. Mit zitternder Faust hieb ich auf das unschuldige Schwarz des massiven Schreibtisches.

Der Mann läuft frei herum. Seine Eier pendeln in den Kloschüsseln der Hotels und an den Bars werden die teuersten Schnäpse aus beleuchteten Regalen gezogen. Feinste Dirnen streicheln bewundernd seinen behaarten Rücken während meine Schritte unentwegt einen Kreis beschreiben. So nah am Olymp, so dicht kurz vor dem Abgrund ... wie gelähmt verharren Gesichtszüge in einer Art Wartestellung. Mir schlafen die Hände, wie gefesselt scheinen die Gelenke in einer Form von gnadenloser Verurteilung zu erstarren. Meine gesamten Ermittlungen weg gerotzt zwischen die Fugen der Gehwege.

Die kommissarische Leitung des Falls liegt nun im Geschick eines frisch studierten Milchgesichtes. Er erscheint mir auf kühle Weise souverän und zielstrebig. Rote Hefter liegen aufgestapelt und mit grauer Asche bestreut in den flirrenden Gängen der Zentrale. Hin und wieder klappern Stöckelschuhe geschwungener Ärsche zu den Büros der Bosse. Am Pissoir stütze ich meinen niedergeschlagenen Körper mit der Rechten und atme tief den stechenden Geruch des Klosteins. Mein Würgen geht im Gebrüll des Fortschritts unter.

Gebrochen und zertreten - das letzte Aufleuchten von zaghafter Glut erloschen unter dem immensen Druck eines Stauwerkes. Weggespült die letzten Hoffnungen, erblasst das Vertrauen in meine Arbeit ... Mir blieb nur der stoische Griff nach dem Lauf des Gewehres! Eine erste feurige Salve groben Korns strich über den gewienerten Tresen und erwischte den Barkeeper seitlich am Kopf. Sein rechtes Ohr fehlte plötzlich. Kurz darauf flog der Verdächtige vom Hocker. Der Druckwelle und dem geladenen Material sei Dank, das dies ein äußerst spektakulärer Abgang wurde.

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