Luisa lag malade am glühend heißen Strand auf brennend weißem Sand. Mit ihren ultralangen Fingernägeln pickte sie auf das gläserne Display ihres Funktelefons und musste sich furchtbar anstrengen die Kontraste der Bilder überhaupt noch erkennen zu können - zu grell reflektierte das Licht der Sonne. Der ganze weite Himmel zeigte einen hauchzarten Verlauf von sehr hellem zu weniger hellem Azurblau auf - es gab in diesem Augenblick nichts was der Hitze etwas entgegenzusetzen hatte.
Luisa sah sich lauter gut gebaute Boys an. Sie wischte einen nach dem anderem lustlos weg - ein stoischer Vorgang der jegliche Sinnhaftigkeit vermissen ließ. Die Jungs auf der Börse sahen alle gleich aus, schnitten die selben überheblichen Fratzen und boten sich mit verwegenen Texten als besonders begehrenswert an. Auch hier Gleichklang - in der Sprache und das fand Luisa alles öde und einfallslos. Mit dem rechten Zeigefinger kratzte sie sich vorsichtig einen kleinen Mitesser auf der linken Schulter auf - mit XXL-Gel-Nägeln ging das sehr leicht und unkompliziert.
Luisa starrte irgendwann gelangweilt auf das nur leicht bewegte Wasser hinaus. Ein dummer Bruder drückte seine bedauernswerte kleine Schwester unter Wasser und rief dabei stolz nach den Eltern. Der gesamte Strand wirkte wie erstarrt in einer Art Stumpfsinn und als das Mädchen brüllend wieder nach Luft schnappen konnte, bewegte sich die hohle Masse nur punktuell und erschreckend unaufgeregt. Die Temperatur erreichte langsam und sich ereifernd den Höhepunkt des Tages.
Luisa verspürte leisen Hunger nach Frittiertem - durchdachte die Wege zu KFC, MC Donalds und Bürger King. Zerlaufener Cheddar kam ihr in den Sinn, cremige Shakes sowie zuckersüße Cookies. Die zarten Mundwinkel begannen glasklaren Speichel zu sammeln. Wie in eine unentdeckte Höhle bohrte sich schließlich einer ihrer Finger in das rechte Ohr, grub darin herum und wurde dann mitsamt den Bodenschätzen einem grellen Licht zugeführt. Sie schnippte ein kleines gelbes Kügelchen gekonnt in die Glut des weißen Sandes.
Luisa langweilte sich schrecklich. Ihre braungebrannten Eltern dösten oder rammelten noch im Hotelzimmer. Neben ungemachten Betten lagerten Tangas, Schokoladenpapier, Ladekabel, leere Sektfläschchen und Lesebrillen. Sie empfand diesen Urlaub als etwas Unnötiges und beklagte das Leiden in den Weiten ihrer digitalen Bekanntschaften. Die planschenden Kinder störten mit ihrem hysterischem Gekreische und den klatschenden Geräuschen. Notgeile Mannsbilder schwenkten ihre aufdringlichen Blicke unablässig über die Oberflächenstruktur braungebrannter Weiblichkeit. Ätzend.
Luisa fielen langsam die Augen zu. Hinter den geschminkten Augenlidern machte sich wohltuende Dunkelheit breit. Je fester sie die Finsternis ins Visier nahm, umso bunter erschienen ihr die zahlreichen funkelnden Sterne im stechenden Kontrast. Als kleines Mädchen hatte sie diese Übung zum Träumen genutzt und sich in den Weiten des Weltalls geglaubt. Jetzt schlief sie fast genauso leicht wie früher ein und ihr tiefer Atem entließ schluchzende Geräusche. Der Hauch eines zaghaften Windes streichelte die halbverbrannten Arme und kleine feine Härchen richteten sich vorsichtig auf.
Luisa flog langsam durch die klare Luft, streckte den Körper nach allen Seiten - streifte mit größter Vorsicht ein Wolkenband und betrachtete die Merkwürdigkeiten des Lebens aus der Höhe. Sie spürte Zufriedenheit, bemerkte eine deutliche Entlastung ... weiche Farbtöne schmeichelten den Nerven. In einer Art von Reisefieber zog das junge Fräulein über die flirrenden Dächer und wirren Köpfe hinweg - weder Verdruss noch Zaghaftigkeit bremsten sie dabei. So könnte es eine Weile gehen, so zu träumen machte Mut und in Luisa tobte vergnügt wie ein kleines Kind.
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