Die vielen Fehler in einem einzigen Leben. Wie dunkle Perlen auf seidener Schnur schmiegen sie sich aneinander und klagen leise ihr bedauernswertes Lied. Peter wusste wovon er sprach. Er war so gesehen ein Perlentaucher und fischte sich ein Dilemma nach dem anderen. Manchen Menschen fällt das in den Schoß, als sei es eine von Gott verdammte Gabe. Für ihn änderte sich nichts. Die Konsequenzen waren ertragbar, die Strafen klar greifbar und alles miteinander auf furchtsame Weise gerecht. Die Männer in den schwarzen Roben, die Frauen mit dem erhobenen Zeigefinger: Sie alle kamen um ihn zu fangen und für einzelne Teile seines Lebens nicht mehr frei zu lassen.
Eine Zigarette nach der anderen inhalierte er zügig und intensiv in die verkleisterten Lungenflügel hinein und blies den übrigen Rauch mit weltmännischem Blick in die öde Botanik hinaus. Die verschwitzte Kappe lag lose auf dem faltigem Schädel, das Hemd nur zur Hälfte geknöpft, quoll krauses graues Haar von der stattlichen Brust. Die Welt hatte ihre gewohnte Ordnung und einige Tage würde das wohl auch noch so gut gehen. Das war schon immer seine Maxime ... die unbedarft lockere Einstellung zu den Hürden und Höhen des Lebens. Mit dem Zeigefinger schnippte er den aufgerauchten Stummel in Richtung Gas-Therme, eine gute Investition aus dem letzten Winter. Ein kleines Leck erwartete die funkelnde Glut.
Nein - ich kann mich nicht freuen. Es darf kein Mut aufkommen und schon gar keine Zuversicht. Sie verbat sich derartige Gefühle rigoros und schlug sich dabei gedanklich auf die blassen Finger. Seit ihr Mann vor knapp fünf Jahren gestorben war, gönnte sie sich kein Glück und erst recht keine Leichtigkeit. Das Leben erhielt damals einen bitteren Beigeschmack und kniete sich auf schmerzende Beine. Das Leben ergab nur noch dann einen Sinn, wenn sie den Tod mit Buße aufwog. Alles was recht war: aus dieser gräulichen Verbitterung heraus zog sie alles ins Misstrauen und gebot ihrer Umgebung demütige Furcht. Keine noch so schöne Blume konnte Freude spenden, kein aufmunterndes Wort zu Trost verhelfen - die Menschen drehten sich schließlich weg und überließen sie eines lebendigen Todes.

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